Zuhause

 

Mein Zuhause könnte ein Mensch sein, der mich versteht.

 

 

In dir zuhause

 

                                                   

 

Er fragte mich: „Wo bist du zuhaus?“

 

Ich überlegte. Wo bin ich zuhaus, wenn nicht an dem Ort, wo ich geboren und aufgewachsen bin, wo ich die alt-vertrauten Wege gehe und Menschen begegne mit denen ich die gleichen Erinnerungen teile?

 

Er antwortete: „Wir alle tragen einen Schatz an Erinnerungen mit uns herum. Aber wir leben nicht nur in der Vergangenheit.“

Dann stellte er erneut die Frage: „Wo bist du zuhause?“

 

„Wo meine Gedanken ankommen, da bin ich zuhaus“, erwiderte ich.

 

 „Das kann überall sein auf der Welt“, meinte er, „entscheidend aber ist, dass du in dir zuhause bist.“

 

„In mir?“

 

Plötzlich tauchten Erinnerungen auf. Und wieder überfiel mich ein Heimweh. Das stärker war als alle anderen Gefühle, die ich kannte.  Wenn ich an langen Sommerabenden am Meeresufer spazieren ging, schweifte mein Blick in die Ferne, dorthin wo sich der Horizont zur Erde neigt.

 

„Dort möchte ich zuhause sein, wo der Himmel die Erde berührt.“

 

Aber alle Anstrengungen den Ort meiner Sehnsucht zu erreichen, waren vergebens. Ich schwamm ins Meer hinaus. Die untergehende Sonne schien so nah. Aber während ich ihr entgegen schwamm, schien sie sich von mir zu entfernen. Mein Ziel blieb in unerreichbarer Ferne.

 

„Du kannst den Ort deiner Sehnsucht nur in Dir finden“.

Worte, wie aus weiter Ferne kommend, drangen an mein Ohr. Erstaunt sah ich meinen Begleiter an, der lächelnd fortfuhr; „und hast du ihn gefunden, dann bist du in dir zuhause.“

„In mir?“

Ich dachte, mein Zuhause könnte ein Mensch sein, der mich versteht.

 

 

Als wir uns wieder begegneten, waren Jahre vergangen.

„Und... ? Hast du ihn gefunden, den du gesucht hast. In dessen Liebe der Himmel sich zur Erde neigt?“

„Nein“, sagte ich, nein, den habe ich nicht gefunden. Aber auf der Suche nach ihm ist mir einer begegnet, in dem die gleiche Sehnsucht brannte. Diese unstillbare schmerzliche Sehnsucht, die alles Irdische übersteigt.“

Mein Gegenüber schwieg. Nur das Leuchten in seinen Augen verriet, dass sie auch ihm nicht fremd war, diese grenzenlose Sehnsucht.

 

 

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